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Forschungsinitiative »Stationäre Jugendhilfe«
HOCHSCHULSCHRIFTEN
 
 
Agnes Linda Senkel
Mögliche Auswirkungen der Doppeldiagnose ADHS und Sucht auf das Selbstkonzept betroffener Jugendlicher
(Bachelor-Arbeit 2010)
Zitation
Senkel, Agnes Linda (2010). Mögliche Auswirkungen der Doppeldiagnose ADHS und Sucht auf das Selbstkonzept betroffener Jugendlicher Bachelor-Arbeit. Berlin: Alice Salomon Hochschule, Studiengang Soziale Arbeit.
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Abstract
Das Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom (ADHS) tritt sowohl im Jugend- als auch im Erwachsenenalter sehr häufig in Kombination mit Abhängigkeitserkrankungen auf. Als Erklärungsmodell für die Komorbidität wird neben Veränderungen im Neurotransmittersystem vor allem die Selbstmedikationshypothese angeführt.
Beide psychiatrischen Diagnosen sind in der Gesellschaft mit bestimmten negativen Vorstellungen und Vorurteilen belegt und werden so zu stigmatisierenden Merkmalen, die sich negativ auf das Selbstkonzept der Betroffenen auswirken können. Beispiele für gesellschaftliche Vorurteile sind die Wahrnehmung von Sucht als selbstverschuldetes Versagen und ADHS als Konzentrationsunwilligkeit und mangelnde Selbstkontrolle. Verinnerlichen Betroffene diese negativen Etikettierungen, wird von Selbststigmatisierung gesprochen.
Die Arbeit beschäftigt sich mit der zentralen Fragestellung, welche konkreten Auswirkungen die Doppeldiagnose ADHS und Sucht auf das Selbstkonzept betroffener Jugendlicher haben kann.
Exemplarisch wurden zwei Interviews mit männlichen Jugendlichen im Alter von 17 und 19 Jahren geführt. Beide Probanden wiesen die Doppeldiagnose auf und waren zum Zeitpunkt des Interviews in einer stationären Therapieeinrichtung untergebracht. Für die Erhebung wurden die Repertory Grid Methode nach Kelly und die rekonstruktive Interviewanalyse nach Kruse kombiniert.
In den Interviews zeigten sich bezüglich beider Diagnosen Hinweise auf (Selbst-)Stigmatisierungen. Beide Jugendlichen entwickelten eigene Bewältigungsstrategien, u.a. Vermeiden stigmatisierender Kontakte und die Zurücknahme persönlichen Engagements.
Da beide Diagnosen zu Stigmatisierungen führen können und dadurch Benachteiligungen resultieren können, sollte solchen Prozessen vorgebeugt werden. In der sozialarbeiterischen Praxis ist deshalb zur Wahrung einer professionellen Haltung Selbstreflexion von großer Bedeutung. Desweiteren können Reflexion von Etikettierungsprozessen gemeinsam mit Betroffenen sowie Aufklärungsarbeit auf gesellschaftlicher Ebene Stigmatisierungen vorbeugen.
Weiterer Forschungsbedarf besteht zu diagnosespezifischen Stigmatisierungen und der subjektiven KlientInnenperspektive.